London (dpa) – Job-Bezeichnung: Prinz von Wales – Jahresgehalt: 24 Millionen britische Pfund. So oder so ähnlich könnte eine Stellenausschreibung aussehen, wäre der Posten des britischen Thronfolgers nicht erblich, sondern für Bewerber offen. Der erste in der britischen Thronfolge, Prinz William (41), darf sich auf eine satte Gehaltserhöhung freuen in seinem ersten vollen Jahr als Prince of Wales, wie aus offiziellen Zahlen des Palasts hervorgeht, die nun veröffentlicht wurden.
Im abgelaufenen Steuerjahr (5. April) musste sich William noch mit sehr viel weniger zufrieden geben. Er hatte demnach «nur» 5,9 Millionen Pfund (6,8 Millionen Euro) in der Lohntüte, denn bis zum Tod seiner Großmutter Queen Elizabeth II. im vergangenen September standen die Einnahmen des Duchy of Cornwall, wie der Grund- und Immobilienfonds des britischen Thronfolgers genannt wird, noch seinem Vater König Charles (74) zu.
Insgesamt sind die Ausgaben für die Monarchie im Vereinigten Königreich das zweite Jahr in Folge gestiegen, wie aus dem Jahresbericht des «Sovereign Grant» – so wird der staatliche Topf für die Aufgaben der Royals genannt – hervorgeht. Dem Bericht zufolge erhöhten sie sich im Finanzjahr 2022/23 um 5,1 Millionen Pfund oder 5 Prozent auf 107,5 Millionen Pfund. Königliche Berater machten dafür den Thronwechsel nach dem Tod Elizabeths II. ebenso verantwortlich wie die Inflation und die andauernden Kosten für die jahrelange Renovierung des Buckingham-Palasts. Finanziert wurden die Mehrausgaben durch Rücklagen.
Reisekosten sinken, Hausverwaltung teurer
Die einzelnen Posten zeigten ein gemischtes Bild. So sanken die Reisekosten der königlichen Familie um 600.000 Pfund auf 3,9 Millionen Pfund. Hingegen stiegen die Kosten für Hausverwaltung und Bewirtschaftung um 1,3 Millionen auf 2,4 Millionen Pfund und die Personalkosten um 3,4 Millionen auf 27,1 Millionen Pfund. Das lag auch an einer Gehaltserhöhung von 5 bis 6 Prozent.
Einzelne Punkte stechen hervor: Allein die Charterflüge für den Besuch in Deutschland im März ließ sich das Königspaar mehr als 140.000 Pfund kosten. Mehr als eine Million Pfund gaben die Royals für 179 Flüge mit dem Helikopter aus. Ein einziger innerbritischer Charter-Flug vom schottischen Aberdeen zum Militärflugplatz Northolt in London schlug mit knapp 25.700 Pfund zu Buche.
Sovereign Grant in Höhe von 86,3 Millionen Pfund
Insgesamt betrug der sogenannte Sovereign Grant wie auch im Jahr davor 86,3 Millionen Pfund. Davon sind 51,8 Millionen Pfund für die offiziellen Aufgaben des Königs und seines Haushalts vorgesehen und 34,5 Millionen Pfund für andauernde Renovierungen.
Der Finanzchef des Palasts, Michael Stevens als sogenannter Keeper of the Privy Purse, sprach von einem «Jahr der Trauer, des Wandels und des Feierns, wie es unsere Nation seit sieben Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat». In den Berichtszeitraum fielen die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Thronbesteigung von Queen Elizabeth, die Trauerzeit zum Tod der Königin sowie der Beginn der Herrschaft des neuen Königs Charles III., nicht aber dessen Krönung.
Monarchiegegner: Ausgaben deutlich höher
Die Organisation Republic, die sich für eine Abschaffung der Monarchie einsetzt, präsentierte unterdessen ihre eigenen Zahlen. Ihr zufolge kommen die Royals den Steuerzahler weitaus teurer zu stehen. Demzufolge liegen die Kosten inklusive Polizeischutz und weiterer Ausgaben bei insgesamt 345 Millionen Pfund. «Das ist genug, um 13.000 neue Pflegekräfte oder Lehrer zu bezahlen», sagte Republic-Chef Graham Smith einer Mitteilung zufolge.
Die Thronbesteigung des neuen Monarchen, der als Vorkämpfer für Klima- und Umweltschutz gilt, kommt auch im Bericht zum Ausdruck. So sei die Heizung im Buckingham-Palast und anderen königlichen Anwesen auf 19 Grad Celsius reduziert worden, um Emissionen zu reduzieren. In ungenutzten Räumen des weitläufigen Schlosses wurde der Thermostat sogar auf 16 Grad heruntergedreht. Das selbstgesetzte Ziel, mindestens zehn Prozent der Mitarbeiter mit Bewerbern aus einer ethnischen Minderheit zu besetzen, verfehlte der Palast knapp. Bis 2025 soll der Anteil sogar auf 14 Prozent steigen.