„From the World of John Wick: Ballerina“ tritt ein schweres Erbe an: Als erstes Kino-Spin-off der John Wick-Reihe ohne Keanu Reeves in der Hauptrolle soll der Film ein neues Kapitel aufschlagen – und das mit Ana de Armas als eiskalte Tänzerin auf Rachefeldzug. Die Frage ist nicht nur, ob das klappt. Die Frage ist: Wie viele Salven braucht es, damit es sich wie John Wick anfühlt?
Die Story – Mord mit Pirouette
Eve Macarro hat viel verloren – und wenig zu verlieren. Sie verliert als Kind ihre Familie, und was dann folgt, ist weniger ein emotionaler Prozess als ein präzise getakteter Tötungstanz. Ausgebildet im Institut der Ruska Roma verwandelt sich die Ballettschülerin in eine Auftragsmörderin, die sich durchs düstere Wick-Universum mordet. Der Clou: Ballerina spielt während der Ereignisse von Teil drei – und nutzt das, um alte Bekannte zurück auf die Bühne zu holen, darunter Winston, Charon und natürlich Wick selbst.
Killerinnen, Klassiker und Krach-Bumm
Ana de Armas bringt bereits Action-Erfahrung mit – und das merkt man. Ihr Eve ist entschlossen, präzise und mit einer düsteren Ausstrahlung versehen, die gut ins Universum passt. Der Showdown im malerischen Hallstatt wird mit Kungfu, Gungfu und sogar einem Flammenwerfer-Duell (Rammstein-Bühnenshow Kinderkram dagegen) inszeniert – leider mit wenig Eleganz. Besonders eingefleischte Wick-Fans dürften sich an den sichtbaren Stuntdoubles und überzogenen Momenten stören.
Was funktioniert – und was weniger
Die größte Stärke von Ballerina liegt in der konsequenten Fortführung der Ästhetik: düstere Neonwelten, präzise choreografierte Kämpfe und ein Stil, der wie gewohnt fetzt. Auch die Besetzung überzeugt – de Armas, Huston, McShane und Reddick liefern erwartungsgemäß gut ab. Doch trotz aller Mühen wirkt die Regie von Len Wiseman (u.a. Underworld) stellenweise schludrig, besonders in der Action-Dramaturgie. Und obwohl Keanu Reeves einen bemerkenswerten Gastauftritt hinlegt, kann Ballerina das Niveau der besten John Wick-Teile nicht halten.
Fazit – Solide Zugabe mit Luft nach oben
Wer einen vollwertigen fünften Teil der Reihe erwartet, wird enttäuscht. Ballerina ist eher eine stilvolle Randnotiz als ein echter Höhepunkt der Reihe. Trotzdem: Als temporeiches Spin-off mit einer starken Hauptfigur funktioniert der Film – vor allem, wenn man einfach nur Lust auf knallharte Action mit schönem Setting hat. Und wenn es eine Fortsetzung gibt, könnte das Franchise mit Eve vielleicht noch aufblühen.
„From the World of John Wick: Ballerina“ ist ab dem 5. Juni 2025 im Kino.
FSK: ab 18 Jahren
Filmlänge: ca. 125 Minuten