Roth würdigt „Macht des Buches“ – Buchmesse als Demokratie-Ort

VonC. Peters

17. Oktober 2023
Frankfurter Buchmesse eröffnet - Ort der Demokratie Foto: Joachim Heinz/KNAFrankfurter Buchmesse eröffnet - Ort der Demokratie

Frankfurt (KNA)Vor der Eröffnung der 75. Frankfurter Buchmesse hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) die „Macht des Buches“ in einer von Kriegen geprägten Zeit gewürdigt. Roth erklärte am Dienstag, vor 75 Jahren habe die Buchmesse nach dem Nationalsozialismus zum ersten Mal als „Marktplatz der Worte“ zum demokratischen Austausch und wechselseitigen Verständnis eingeladen. „Wie bitter nötig beides ist, zeigt sich in diesen Tagen, in denen die Barbarei des Terrors erneut jede Grundlage für ein menschliches Miteinander zu zerstören droht“, betonte Roth. Sie vertritt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnungsfeier, der wegen einer kurzfristigen Israel-Reise verhindert ist.

„Dieser Angriff auf Frauen, Männer und Kinder in Israel ist ein Angriff auf die Menschlichkeit“, sagte Roth. „Wir verurteilen diesen Terror zutiefst und stehen in voller Trauer und Schmerz an der Seite Israels“, betonte die Kulturstaatsministerin.

„Quelle der Empathie“

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Roth, es brauche gerade in diesen Zeiten die Freiheit des Wortes und die Macht des Buches. Literatur wirke als „Quelle der Empathie“ über kulturelle Grenzen hinweg. Lesekompetenz sei eine wichtige Voraussetzung, „um populistische Vereinfachungen zu erkennen und Desinformation und Verschwörungserzählungen zu entlarven“.

Die Frankfurter Buchmesse hat sich nach Einschätzung der Veranstalter in den 75 Jahren ihres Bestehens zu einem „Ort gelebter Demokratie“ entwickelt. Die weltgrößte Bücherschau habe sich „als Ort der Meinungsfreiheit, der Meinungsvielfalt und als Ort des friedlichen Miteinanders der Kulturen der Welt“ etabliert, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, am Dienstag bei der Eröffnungspressekonferenz. Heute seien diese Werte immer mehr bedroht. „Die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel schockieren uns zutiefst“, sagte Schmidt-Friderichs. „Unser Mitgefühl gilt allen Opfern der Gewalt in Israel und in Palästina.“

Unmenschlichkeit entlarven

Buchmesse-Direktor Juergen Boos sagte: „Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Er sprach von einer Krise des Klimawandels und der westlichen Demokratien. Seit dem 7. Oktober erlebe man „einen neuen schrecklichen Höhepunkt der Gewalteskalation in Israel“. Bücher könnten die Unmenschlichkeit politischer Systeme entlarven. Bei der Frankfurter Buchmesse gehe es „immer um Menschlichkeit“, betonte Boos. Im Zentrum stehe die Begegnung.

Boos verteidigte die vom Verein Litprom angekündigte Verschiebung der ursprünglich für Freitag vorgesehenen Verleihung des „LiBeraturpreises“ an die palästinensische Autorin Adania Shibli. Es sei auch darum gegangen, Autoren „vor einer ‚Hetzmasse‘ zu schützen“, sagte Boos mit Verweis auf den Literaturnobelpreisträger Elias Canetti (1905-1994). Canetti hatte diesen – dem modernen Shitstorm – ähnlichen Begriff der „Hetzmasse“ geprägt.

Advertisement