St. Petersburg/Kiew (dpa) – Nach monatelangen Kämpfen hat Russlands Armee eigenen Angaben zufolge den völlig zerstörten Ort Marjinka im ostukrainischen Gebiet Donezk besetzt. Marjinka sei nun unter russischer Kontrolle, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg. Die ukrainische Armee wies die Behauptungen allerdings zurück. «Der Kampf um Marjinka geht weiter», sagte der für den Frontabschnitt verantwortliche Militärsprecher, Olexander Schtupun, im Fernsehen.
Es seien weiter ukrainische Soldaten innerhalb der Stadtgrenzen, auch wenn die Stadt komplett zerstört sei, sagte Schtupun. Auch unabhängig konnten die russischen Angaben zunächst nicht überprüft werden. Rund um Marjinka, das vor Beginn des russischen Angriffskriegs etwa 9000 Einwohner zählte, waren in den vergangenen Wochen immer wieder schwere Gefechte gemeldet worden.
Selenskyj lobt sein Militär für Abschuss russischer Kampfjets
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte unterdessen sein eigenes Militär für mehrere angeblich abgeschossene russische Kampfjets. In der Woche vor Weihnachten seien insgesamt fünf feindliche Flieger abgeschossen worden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Das ist wirklich beeindruckend!» Selenskyj warnte zudem die russischen Piloten, dass die ukrainische Luftverteidigung in Zukunft noch stärker werde, sobald die vom Westen zugesagten F-16-Kampfjets eingetroffen seien.
An Heiligabend hatte Kiew den Abschuss zweier russischer Kampfflugzeuge der Typen Suchoi Su-34 sowie Su-30CM im Gebiet Donezk und über dem Schwarzen Meer gemeldet. Zuvor hatte es ähnliche Berichte bereits über drei andere russische Jets gegeben. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht. Allerdings hatten auch russische Militärblogger von vermeintlichen Abschüssen geschrieben.
Neue Drohnenangriffe gegen ukrainische Städte
Das russische Militär hat mehrere Regionen der Ukraine in der Nacht zum Dienstag mit sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Ukrainische Medien berichteten von zahlreichen Explosionen, die auf den Einsatz der Flugabwehr zurückzuführen waren. Neben Mykolajiw und Kriwyj Rih im Süden des Landes berichteten auch andere Regionen in der Zentralukraine von Drohneneinflügen.
Ukrainischer Drohnenangriff auf Krim-Hafenstadt Feodosija
Ein ukrainischer Drohnenangriff hat in der Nacht zum Dienstag die Hafenstadt Feodosija auf der von Russland besetzten Krim getroffen. Das bestätigte der von Moskau eingesetzte Krim-Statthalter Sergej Aksjonow, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Nach seinen Worten gab es im Hafen eine schwere Explosion und einen großen Brand. Zahlreiche Anwohner seien aus umliegenden Gebäuden evakuiert worden.
Nach offiziell unbestätigten Berichten in sozialen Medien soll bei dem Angriff ein mit Munition beladenes Schiff getroffen worden sein. Der Kommandeur der ukrainischen Luftstreitkräfte, Mykola Oleschtschuk, sprach auf Telegram von der Versenkung des amphibischen Landungsschiffs «Nowotscherkassk». Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.
Moskau bestätigt Schäden an Kriegsschiff in Feodossija
Das russische Verteidigungsministerium hat nach dem ukrainischen Angriff auf die von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim Schäden an seinem Kriegsschiff eingeräumt. Das große Landungsschiff «Nowotscherkassk» sei Ziel eines ukrainischen Luftangriffs geworden, teilte das Ministerium nach Angaben der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Dienstag in Moskau mit. Zum Ausmaß der Schäden an dem Schiff in dem Hafen der Krim-Stadt Feodossija gab es keine Angaben. Laut Behörden starb ein Mensch, zwei weitere wurden verletzt.
Vermisster Kremlgegner Nawalny wieder da
Der seit mehr als zwei Wochen vermisste Kremlgegner Alexej Nawalny ist wieder aufgetaucht. Er sei in das Straflager IK-3 in Charp im Norden Russlands im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch im Nachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Ein Anwalt habe ihn gesehen. Von Nawalny, der als Putins schärfster Kritiker gilt, hatte seit 20 Tagen jede Spur gefehlt. Sein Team und die Anwälte hatten eine Suchaktion gestartet. Das neue Straflager liegt mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt.
Was am Dienstag wichtig wird
Insbesondere im Osten der Ukraine halten an der Front die schweren Kämpfe an – laut Kiewer Darstellung weiter auch in Marjinka im Donezker Gebiet.
Quellen: Mit Material der dpa.